Trauma

Entstehung und Auswirkung

Was ist ein Trauma?

Traumata sind Lebenserfahrungen, die als völlig überfordernd und bedrohlich erlebt werden, die die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen und somit oft nicht verarbeitet werden können. Die Folgen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen, psychisch, körperlich und sozial.


Man unterscheidet in Typ A und Typ B Trauma:

 

Typ B (bad things happened/ schlimme Dinge sind geschehen) sind die uns geläufigen Ursachen für Traumafolgestörungen.

Beispiele:

Verkehrsunfälle, Unfälle im häuslichen Bereich, Naturkatastrophen, plötzliche Verluste naher Menschen, schwere lebensbedrohliche Erkrankungen, Kriegsereignisse, Vertreibungs-, Flucht- oder Gefangenschafts- und Foltererlebnisse, Gewalterfahrungen aller Art

 

Typ A (absence/ Abwesenheit von Dingen, die ein Kind braucht) sind oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen, haben aber dennoch weitgreifende Auswirkungen.

Nach Metzner und Morelli führen diese zu einer Entwicklungstraumastörung.

Beispiele:

  • Ernsthafte Unterbrechung der schützenden und fürsorglichen Versorgung durch Hauptbezugspersonen, Vernachlässigung (hungern oder dursten müssen, bei großen Ängsten nicht beruhigt werden oder körperliche Gewalt erfahren, Unfähigkeit depressiver Eltern, Überforderung der Eltern)

  • Emotionale Gewalt (durch Beschimpfungen, Demütigungen, Abwertungen, Erniedrigungen, Drohungen und Augenzeugenschaft von körperlicher und/ oder sexualisierter Gewalt von z.B. Familienmitgliedern)

Traumafolgestörung

Die bekanntesten Traumafolgestörungen nach ICD11 (ICD, engl. International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems):


Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?

Das ist die bekannteste Traumafolgestörung, die nach Konfrontation mit einem extrem bedrohlichen oder entsetzlichen Ereignis oder einer Reihe von Ereignissen auftreten kann.


Diese zeichnet sich durch die folgenden Symptomtrias (3 Säulen) aus:

 

Auswirkungen: Die Symptome müssen mindestens über mehrere Wochen auftreten und wesentliche Einbußen in verschiedenen Lebensbereichen beinhalten (persönlich, Familie, Soziales, Ausbildung, Arbeit, oder andere).

 

 

 

Was ist eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS)?

Die kPTBS ist eine Störung, die nach der Exposition mit einem oder mehreren Ereignissen auftreten kann, die extrem bedrohlich oder entsetzlich waren; meistens sind dies längerdauernde oder wiederholte Ereignisse, bei denen Flucht schwierig oder unmöglich war (z.B. Entwicklungstraumastörung, längerdauernde häusliche Gewalt, wiederholter sexueller oder körperlicher Kindsmissbrauch, Folter, Sklaverei).


Symptome:

Die Störung ist charakterisiert durch die Kernsymptome der PTBS (s.o).

Zusätzlich ist die kPTBS charakterisiert durch:
schwere und tiefgreifende Probleme der Affektregulation
andauernde Ansichten über sich selbst als vermindert, unterlegen oder wertlos, verbunden mit schweren und tiefgreifenden Gefühlen von Scham, Schuld oder Versagen in Verbindung mit dem traumatischen Ereignis
andauernde Schwierigkeiten in tragenden Beziehungen oder im Gefühl der Nähe zu anderen


Auswirkungen: Die Symptome müssen mindestens über mehrere Wochen auftreten und wesentliche Einbußen in verschiedenen Lebensbereichen beinhalten (persönlich, Familie, Soziales, Ausbildung, Arbeit, oder andere).

 

 

 

Was ist eine DIS (dissotiative Identitätsstörung)?

Die DIS ist „gewöhnlich mit schweren oder chronischen Traumatisierungen assoziiert ist, dazu gehören körperliche, sexuelle oder emotionale Gewalt“ (WHO, 2019). Heute gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass bei der dissoziativen Identitätsstörung in der Regel ein Zusammenhang mit schwerer Gewalt besteht.

Symptome:

 

Bei der dissoziativen Identitätsstörung und der partiellen dissoziativen Identitätsstörung (pDIS) nach ICD-11 bestehen Persönlichkeitszustände mit unterschiedlichen Mustern von Erleben, Wahrnehmen, Erfassen und Interagieren mit sich selbst, dem eigenen Körper und der Umwelt. Nach ICD-11 gehört zur Definition von Persönlichkeitszuständen, dass diese in der Lage sein müssen, vorübergehend die exekutive Kontrolle über das Handeln der Betroffenen zu übernehmen. Bei der DIS sind diese Wechsel teilweise verbunden mit Amnesien für unbeteiligte bzw. alltagsferne Persönlichkeitszustände. Menschen mit DIS verhalten und/oder erleben sich so, als gäbe es mehrere verschiedene Personen in ihnen. Leidensdruck entsteht durch die teilweise erheblichen Alltagsamnesien, durch die mangelnde Kontrolle über das eigene Denken, Fühlen, Erleben und Handeln sowie durch die hieraus bedingten gestörten sozialen Interaktionen. Wie in der ICD-11 beschrieben, ist die DIS eine komplexe Erkrankung. Eines ihrer wesentlichen Merkmale ist, dass Betroffene aus Angst, Scham, Insuffizienzgefühlen, Verunsicherung, Selbstzweifeln, Misstrauen und anderen Gründen lange nicht über ihre Symptome zu sprechen wagen oder nicht darüber reden können. Daher können Betroffene Abklärungsfragen oft ausweichen oder sie falsch verneinen. Sie weisen meist auch nicht selbst aktiv auf die Symptome hin. Im klinischen Erstkontakt imponieren jedoch häufig Sekundär- oder Folgeprobleme als „greifbarere“ Beeinträchtigungen wie Depressionen, Angst, psychosomatische Symptome, Selbstverletzung, Essstörungen, Suchterkrankungen oder Beziehungsprobleme. Oft werden erst im Zuge eines therapeutischen Beziehungsaufbaus die bewusstseinsferneren und häufig schambesetzten dissoziativen Symptome offenbart, wodurch dann das Vorhandensein anderer Persönlichkeitszustände offensichtlich wird. 

(Quellen: 

Ursula Roderus, ICTB

https://www.degpt.de/archiv/upload/DeGPT-Dateien/QA%20Psychotraumatologie_annex2.pdf)